landkreis bielefeld
Geschichte der Zeit im Landkreis Bielefeld und Amt Brackwede
Hier wollen wir erzählen, wie sich das Amt Brackwede von Isselhorstverabschiedete und wie Isselhorst, Hollen, Ebbesloh und Niehorst zur
Stadt Gütersloh kamen.
Holtkamp hatte sich 1973 für Bielefeld entschieden.
Die Verwaltung des Amtes Brackwede
Von Amts-Obersekretär T j a d e n.
Zur Verwaltung des Amtes Brackwede gehören insgesamt 10 Gemeinden mit einer
Einwohnerzahl von mehr als 25 000. Mit seiner vielseitigen Industrie ist es das
größte Amt im ganzen Regierungsbezirk Minden. Infolgedessen sind auch die
Aufgaben, welche die Amtsverwaltung zu erfüllen hat, außerordentlich groß und
umfangreich. Außer den rein kommunalen Aufgaben hat das Amt als solches noch
recht viele andere, die sowohl das Reich als auch der Staat ihm zur Erledigung
übertragen haben, zu bewältigen.
Das Amt wird nach der Westfälischen Landgemeinde-Ordnung vom 19.3. 1856
verwaltet. An seiner Spitze steht der Amtmann Aschoft. Als Brackweder ist er
mit den örtlichen Verhältnissen des Amtes vollkommen vertraut. Ueber 27 Jahre
leitete er mit Geschick und Weitblick als Gemeindevorsteher die aufblühende
Gemeinde Brackwede, bevor er zum Amtmann des Amtes berufen wurde. Ihm
zur Seite stehen die beiden ehrenamtlichen Amtsbeigeordneten, Fabrikant
Gerhard von Möller-Brackwede und Gemeindevorsteher Wilhelm Ramsbrock-
Brackwede, als gesetzliche Vertreter der Amtsverwaltung. In seinen umfang-
reichen Verwaltungsgeschäften wird der Amtmann durch 10 wohlgeschulte
Beamte und Angestellte unterstützt. Die großen Aufgaben der Kassenverwaltung
werden von dem Amtsrentmeister mit 5 Kassenangestellten bewältigt. Der Polizei-
exekutivdienst wird von 4 Polizeibeamten und der Vollstreckungsdienst durch 2
Vollziehungsbeamte durchgeführt. Im Vergleich zu anderen gleichartigen Amts-
verbänden und Kommunalverwaltungen muß der Beamtenkörper als äußerst
klein bezeichnet werden.
Ein wesentliches Organ der Amtsverwaltung ist die Amtsversammlung. Sie
besteht aus den beiden Amtsbeigeordneten, den Gemeindevorstehern der 10
zum Amt gehörenden Gemeinden und aus 18 gewählten Amtsverordneten. Die
Amtsversammlung setzt sich gegenwärtig aus folgenden Gruppen zusammen:
18 Vertreter der bürgerlichen Parteien und
10 Vertreter der Sozialdemokratie.
Die Amtsversammlung wirkt insbesondere bei der Aufstellung des Haushalts-
planes, Abnahme der Jahresrechnung, Bewilligung von außerplanmäßigen Mitteln
und der Anstellung und Besoldung der Beamten usw. mit. Die Tätigkeit der
Amtsversammlung wird noch unterstützt durch einen 6gliedrigen Finanzaus-
schuß. Nach Bedarf werden noch weitere Kommissionen und Ausschüsse für
besondere Aufgaben gebildet.
Trotz der Mannigfaltigkeit des Aufgabenkreises konnte der verwaltungstechnische
Dienst noch immer verhältnismäßig einfach gestaltet werden. Er zerfällt in 6
Abteilungen:
a) Allgemeine Verwaltung: (Standesamt, Rechnungswesen, Personalangelegen-
heiten, Grundstücks-, Vermögens- und Schuldenverwaltung,Wegebau, Erwerbs-
losenfürsorge, lnnungswesen, Wahlbüro, Wirtschaftskonzessionen und Wohnungs-
und Siedlungswesen).
b) Wohlfahrtsamt (Wohlfahrts- und Fürsorgeangelegenheiten, Schulverwaltung,
Staatsangehörigkeitssachen, Förderung von Landwirtschaft und Viehzucht, Statistik,
Kanzlei und Registratur).
c) Polizeiverwaltung: (Allgemeine Polizeiverwaltung, Ordnungs und Sicherheitspolizei,
Hoch- und Tiefbau, Gesundheits- und Veterinärpolizei , Gewerbe-, Wege-, Wasser-
und Feuerpolizei).
d) S t e u e r a m t einschl. Wandergewerbe und Reiselegitimationskarten.
e) M e l d e a m t, Unfall-, Invaliden- und Angestellten-Versicherung, Feuersozietät,
Arbeiterlegitimierung und Paßwesen.
f) Kassen-Verwaltung.
Auf diese wenigen Dienststellen vereinigt sich eine außerordentliche Fülle von
Aufgaben. Sie vermehren sich fast von Tag zu Tag, da den Kommunen immer
mehr neue Aufgaben zugewiesen werden. Hier laufen alle Fäden der öffentlichen
Tätigkeit zusammen. Dabei ist es oft ungemein mühsam, bei dem Mangel an
geeigneten Unterlagen allen Anforderungen gerecht zu werden.
Die Mehrzahl der Kommunen können sich leider bei den ihnen zur Verfügung
stehenden geringen Mitteln keinen so wohlorganisierten Beamten-Apparat
aufbauen, wie es im Interesse der Verwaltung wünschenswert wäre. Hier hilft
man sich dann so gut es geht. Beamte und Angestellte des Amtes Brackwede
sind durch ihre gemeinsame Arbeit zum Wohle des Amtes, seiner Gemeinden
und der Allgemeinheit eng miteinander verbunden und geben ihr Bestes. Wäre
dieses nicht der Fall, so wäre die Bewältigung der außerordentlich vielen Arbeit
glatt unmöglich. Die Amtsverwaltung ist im neuen Amtshause zu Brackwede seit
dem Jahre 1900 untergebracht. Unter den heutigen Verhältnissen genügen die
zur Verfügung stehenden Diensträume schon längst nicht mehr. Ueber kurz oder
lang wird sich die Amtsversammlung der Notwendigkeit einer Erweiterung der
Diensträume, so schwer es ihr auch mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Nöte
fallen mag, nicht länger mehr verschließen können. Die Raumnot ist zu groß und
bedarf dringender Abhilfe.
- (Quelle: Handel und Wandel im Amte Brackwede - Verlag für Architektur-,
Industrie- und Stadt-Werke, Düsseldorf, 1927)